Die Kommunalpolitik und der (geschäftstreibende) Nachwuchs

In den Reden von Landrat Leitherer und Oberbürgermeister Remelé anlässlich des Festaktes „60 Jahre WJ Schweinfurt“ waren mehrere Themen überlappend. Neben den Gratulationen zum 60 jährigen Bestehen wurde von beiden die Nachwuchsproblematik in der Kommunalpolitik thematisiert. Besonders auf das Fehlen von engagierten Geschäftstreibenden, von engagierten jungen Geschäftstreibenden, sind beide eingegangen. Ich will im Folgenden nur einige Gründe aufzählen, warum das aus meiner Sicht so ist und was zu einer Änderung dieser Kultur einer aktiven Passivität im kommunalpolitischen Bereich führt.

Vorab möchte ich deutlich machen, dass ich keinem der Politikerinnen und Politikern auf die Füße treten will, ich schildere lediglich meine persönlichen Beobachtungen und unterm Strich möchte ich helfen, ein beiderseitiges Verstehen zu unterstützen.

Wenn man das Lokalgeschehen näher beobachtet, das mache ich für meinen Teil relativ genau, für den Bereich Stadt Schweinfurt, bekommt man den Eindruck, dass in manchen Fraktionen Vorschläge nur dann „laut“ werden, wenn der Vorschlag von allen gestützt wird (Fraktionszwang?), wenn vorher schon mit der Verwaltung geklärt wurde ob die Idee eine Chance hat, auch der Gesichtspunkt „Öffentlichkeitswirksamkeit“ spielt eine sehr große Rolle.

„Man kann eh nichts Signifikantes bewegen“,

ist ein weiterer Eindruck, der sich in zahlreichen Gesprächen mit anderen Geschäftstreibenden in meinem Alter manifestiert. Irgendwo haben sie Recht. Wenn man nur darauf bedacht ist, in möglichst kein Fettnäpfchen zu treten, dann ist man politisch profillos, ob man jetzt der CSU, FDP, SPD oder wemauchimmer angehört. Profillosigkeit, das weiß jeder wirtschaftlich Interessierte, ist das Ende jeder „Marke“.

Was kann man tun, um einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen? Offenheit demonstrieren! Offenheit demonstrieren, abgedroschener Mist denkt sich jetzt augenrollend der ein oder andere Leser. Ich meine mit Offenheit demonstrieren nicht Antworten auf Anfragen auf Facebook und Twitter, ich meine eine offene Diskussionskultur pflegen, Ideen und Vorschläge aktiv sammeln, öffentlich diskutieren – Offenheit leben.

„Ja aber dann könnte doch eine andere Fraktion unsere Ideen klauen“ –

so fucking what! Idealerweise ist man politisch aktiv, um Sachen zu ändern – was außen auf der Packung steht interessiert doch keinen.

„Ja aber dann könnte doch ein schlechtes Image entstehen, wenn wir Ideen ablehnen müssen“ –

Nein, ein schlechtes Image entsteht nur dann, wenn Vorschläge von außen sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden. Eine anständig begründete Absage mag zwar anfänglich schmerzen, aber der „Bürger“ da draußen versteht das, die Wähler sind nicht dumm, sind nicht alle Querulanten mit einer eigenen Agenda und Leute, die sich in den Vordergrund drängen möchten. Die beißen nicht, ehrlich.

Um jetzt wieder die Kurve zur jungen Geschäftsfrau / zum jungen Geschäftsmann zu bekommen: Wir sind gewohnt, Dinge zu reißen, wir sind Macher, wir stehen nicht am Rand und gucken, wir sind mittendrin. Geht aktiv auf uns zu, sagt uns, wie wir euch bei euerer Politik helfen können.

Ich bin überzeugt wenn beide Seiten sehen, was sie gemeinsam erreichen können, dann sind sehr schnell, sehr viel mehr leute politisch engagiert. Das kann doch nur gut sein, oder?

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Von Florian Kohl

Florian Kohl ist Geschäftsführer beim Revista Verlag in Schweinfurt, Podcaster bei schweinfurtundso.de, Blogger bei floriankohl.de und Partner bei kunkel & kohl. Du erreichst Florian per Email unter fkohl@revista.de