Warum sollte eine Gemeinde Webinare für die eigenen Bewohner anbieten? Diese Frage haben wir vor zwei Wochen hier (http://kommunale-oeffentlichkeitsarbeit.de/das-webinar-schaufenster-fuer-gemeinderatssitzungen-andere-versammlungen/) beantwortet. In diesem Artikel geht es nun um den Sinn eines Podcasts für Gemeinden – den man als eine Art kleine Schwester des Webinars bezeichnen kann. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Instrumenten besteht darin, dass der Podcast im Gegensatz zum Webinar nicht über die visuelle Schiene läuft. Er wird als „Hör-Blog“ oder „Hör-Tagebuch“ bezeichnet, da er in Form von Audio-Dateien den Interessenten zur Verfügung gestellt wird.
Wenn Sie als Kommune die Öffentlichkeit stets auf dem Laufenden halten wollen und ihren Bürgern einen Mehrwert bieten möchten, ist dieses Kommunikationsinstrument – ebenso wie ein Webinar – eine hervorragende Möglichkeit. Bei folgenden Ereignissen eignet sich ein Podcast besonders:
- Gemeinderatssitzungen
- Veranstaltungshinweise
- virtuelle Pressekonferenzen
- Projektbeschreibungen
- aktuelle News aus der Kommune
- Gottesdienste
Indem die Kommune diese Angelegenheiten offen kommuniziert, macht sie sich bei ihren Bürgern glaubwürdig. Auf diese Weise wird die Gemeinde zu einer Art Vorreiter für transparente Kommunikation.
Sich schnell und bequem auf den aktuellen Stand der Dinge bringen
Und so könnte das Ganze ablaufen: Eine Person wird bei der Gemeinderatsitzungen beauftragt, die Veranstaltung aufzunehmen. Anschließend erstellt sie eine MP3-Datei, die kurz darauf auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht wird. So haben beispielsweise die Bürger, die aus verschiedenen Gründen nicht persönlich teilnehmen konnten, die Möglichkeit, sich die Inhalte der Ratssitzung im Nachhinein anzuhören. Dabei sind sie auch keineswegs ortsgebunden. Egal ob während des Frühstücks, in der Mittagspause, vor oder nach dem Abendessen: Den Podcast können Sie über mit dem Internet verbundenen Geräte wie dem PC oder dem Smartphone jederzeit abrufen, wodurch Sie zeitlich und räumlich unabhängig sind.
Die Aufnahme hat von technischer Seite aus keine allzu hohen Anforderungen. Wenn Sie diesem Link (http://www.schulpodcasting.info/podcast_anleitung.html) folgen, erfahren Sie diverse Möglichkeiten, aus denen Sie beim Erstellen eines Audio-Podcasts eine auswählen können. Die Dauer ist jeweils individuell festlegbar, die Inhalte sollten natürlich für die Einwohner der Kommune interessant sein. Soll heißen: Sie als Gemeindevertreter können sowohl das Thema als auch die Länge des Podcasts selbst bestimmen.
Auf diese Weise sorgen Sie dafür, dass die Bürger auf einen einheitlichen Wissenstand gebracht werden. Jeder Interessierte hat damit die Chance, sich über die Homepage der Gemeinde über aktuelle Themen und Überlegungen zu informieren. Beispiele, wie man dies umsetzen kann, gibt es bereits einige. Die alt-katholische Gemeinde Bonn bietet ebenso wie die Freie Evangelische Christus Gemeinde Ratzeburg unter anderem Ausschnitte von Gottesdiensten an.
Ein Vorreiter für Öffentlichkeitsarbeit mithilfe medialer Technik ist die Stadt Konstanz, die ihre Gemeinderatssitzungen audiovisuell anbietet. Der Podcast der Stadt Konstanz ist streng genommen kein wirklicher Podcast, sondern eine Videoaufzeichnung. Dennoch taugt es als sehr gutes Beispiel. Über diesen „Podcast“ können Sie das Geschehen bei der Stadtratssitzung nicht nur anhören, sondern auch dank einer Video-Aufzeichnung ansehen. Den Artikel zur erstmaligen Einsatz des Podcasts finden Sie auf dem „Herren Alb Forum“ .
Wilfried Schober, seit 1999 Pressesprecher beim Bayerischen Gemeindetag, sieht im Einsatz neuer Technologien bei Stadt- und Gemeinderatssitzungen große Vorteile. „Jede Gemeinde lebt von gut informierten Bürgerinnen und Bürgern. Sie sind das „Gemeinwesen““, sagt der 52-Jährige. Wer die Räte bei ihren teilweise emotional ausgetragenen Diskussionen erleben will, kann sich informieren. Mittels Podcast, Webinar, Amtsblättern, Zeitungen und deren Online-Ausgaben. Die Mittel sind vielfältig und Mittel zum Zweck. Der Zweck liegt in der Chance, die Bürger hautnah an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen – und Lokalpolitik ganz einfach „erlebbar“ zu machen. Dieser Zweck ist auch dem Pressesprecher heilig. Wilfried Schober meint: „Demokratie entsteht von unten nach oben und setzt zwingend Wissen um die eigenen Anliegen und Belange des örtlichen Gemeinwesens voraus. Sonst kann man nicht mitreden“. Für ihn ist es heutzutage unvorstellbar, dass eine Gemeinde, ein Markt oder eine Stadt ihre Bürgerinnen und Bürger über lokale Dinge nicht informiert – oder gar die Bereitschaft dazu fehlt. „Information – und zwar regelmäßig“, lautet sein Motto. Denn: „Die Bürger haben einen Anspruch auf Informationen“, sagt Wilfried Schober. Über das „Wie?“ entscheiden Stadt und Gemeinde selbst. Ob es Ausnahmen bei der Informationsbereitschaft für ihn gibt? „Die gemeindliche Öffentlichkeitsarbeit ist Teil kommunaler Selbstverwaltung und von jeder Kommune zu leisten“, sagt Wilfried Schober. Zweifel daran lässt er gar keine aufkommen.
Foto: Patrick Breitenbach