Verschiebung in der Webkruste? (Tectonic Shift in the Interwebs)

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Seitdem ich mich wieder etwas mehr mit dem Bloggen und damit zwangsläufig mit dem Schreiben beschäftige, sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich mal mehr oder minder kohärent in Worte fassen will.

Alte Weisheit – Übung macht den Meister – so auch beim Schreiben. Je mehr man schreibt desto leichter geht es einem von der Hand. Das entbehrt nicht einer gewissen Logik. Was aber damit noch einhergeht ist u.a. der Konsum von mehr Geschriebenem. Meine Kindle App findet zunehmend mehr Gebrauch. Ich gehe wieder weg vom reinen Sachbuchkonsum hin zum genussvollen Lesen.

Lustigerweise hat sich aber mein Konsum von Twitter und ähnlichen „Kurzform-Medien“ weiter reduziert. Selbst auf Medien wie g+, die de facto keine Einschränkung bei längeren Texten haben, bin ich nicht zunehmend mehr unterwegs. Ich ertappe mich eher dabei immer öfter Artikel auf medium, die mir empfohlen werden bzw. die durch meinen Feedreader zuckeln, zu lesen.

Daher rührt auch meine, noch subjektive, Beobachtung dass längere Texte wieder im Kommen sind (waren Sie jemals out?). Die beachtliche Entwicklung von „The Magazine„, die medium Erfolgsgeschichte, die Entwicklung einer smarter und schicker zu bedienenden Blogplattform wie Ghost. Irgendwie spielt das alles in die selbe Richtung. Die Möglichkeit längere Texte bequem zu posten oder zu konsumieren. Spielt diese ganze Überbelastung durch Informationen dabei eine Rolle? Die viele Werbung, die persönlichen Kurznachrichten von zig Plattformen, die unhöfliche Angewohnheit nie sein iPhone aus der Hand zu legen und selbst während eines vier Augen Gesprächs das mobile Endgerät immer griffbereit zu haben? Nicht dass ich mich hier ausklammern würde, ich mache das auch, ich merke nur langsam wie mir die Aufmerksamkeit zunehmend entgleitet.

Ablenkungsfrei arbeiten, sich auf den Gegenüber einlassen, den Moment wahrnehmen, das alles findet immer weniger statt.

Auch das ist denke ich ein Grund warum „long form writing“ wieder im Kommen ist. Mensch hat die Schnauze voll von Informationsbrocken, Gedankenfragmenten und einer Aufmerksamkeitsspanne wie ein Eichhörnchen auf Speed.

Aber: Was ich mich jetzt natürlich Frage ist: Betrifft das vielleicht nur meine ganz persönliche Filterbubble? Fällt es mir nur auf, weil ich gerne hätte, dass es so ist? Was meint Ihr dazu?

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Von Florian Kohl

Florian Kohl ist Geschäftsführer beim Revista Verlag in Schweinfurt, Podcaster bei schweinfurtundso.de, Blogger bei floriankohl.de und Partner bei kunkel & kohl. Du erreichst Florian per Email unter fkohl@revista.de